Mit Barbara Staudinger
Augsburg als zweites Wohnzimmer

Mit Barbara Staudinger

Vier Jahre lang war Barbara Staudinger Wahl-Augsburgerin – zumindest zum Teil. Sie pendelte von 2018 bis 2022 zwischen Wien und Augsburg und für sie war die Stadt nicht nur immer wie ein zweites Wohnzimmer, sondern in ihrer Position als Direktorin des Jüdischen Museums Augsburg Schwaben hat sie auch den neuen Auftritt des Jüdischen Museums und das kulturelle Leben in Augsburg nachhaltig geprägt.


Zwischen zwei Städten leben – das ist faszinierend und attraktiv, aber die Seele braucht manchmal ein bisschen, um wieder in die andere Stadt zurückzukommen. Denn Augsburg und Wien sind zwei verschiedene Welten. Das finde ich unglaublich toll! Und jedes Mal wieder hatte ich einen Aha-Effekt beim Ankommen in Augsburg.

Es hat schon seinen Reiz, zwei Leben zu haben und in zwei Städten zu leben. Natürlich muss man auch Abstriche zu machen, an einem freien Tag in Augsburg rumflanieren konnte ich in Augsburg leider nur selten – und das obwohl ich leidenschaftlich gerne spazieren gehe. Ein Ort in der Stadt, der mich jedes Mal aufs Neue fasziniert hat, ist der Judenberg. Man geht durch diese enge Gasse und hat am Ende das Gefühl, unten in einer ganz anderen Stadt anzukommen! Grundsätzlich hab ich von Anfang an gespürt, dass in Augsburg eine gewisse Melancholie herrscht – die Melancholie von untergegangenem Glanz. Ich bin da sehr sensibel für, denn über Wien hängt ein ähnlicher Blues. Das finde ich wahnsinnig sympathisch an Augsburg.

Aber in den vier Jahren in Augsburg hab durchaus Bewegung aus dieser melancholischen Lethargie heraus gesehen. Das Brechtfestival hat sich beispielsweise in der kurzen Zeit, in der ich hier war, stark entwickelt. Auch das Staatstheater geht mittlerweile in eine andere Richtung. Und genau darin liegt meiner Meinung auch das Potential in Augsburg: Nicht auf Mainstream, sondern auf Nischen zu setzen. Denn es ist ein Glück, dass München den Mainstream übernimmt. So kann es sich Augsburg leisten, besondere Dinge zu inszenieren und Innovatives zu schaffen. Ich glaube, darauf kann man auch setzen und das kreative Potential insbesondere der unglaublichen freien Theaterszene in Augsburg nutzen. Beispielsweise finde ich das Sensemble Theater einfach klasse! Es ist wie ein Überraschungspaket. Mit diesem Mini-Stieglein erscheint der Eingang fast wie ein Wohnhaus und man hat keine Ahnung, was einen innendrin erwartet. Der Industrie-Chic innen ist einfach wunderschön. Das ist wirklich ein tolles Ding!

Sensemble Theater

Das Sensemble Theater

Café Euringer

Das Café Euringer

Obwohl ich mich sehr für Mode interessiere, bin ich eigentlich keine klassische Shopperin, sondern lasse mein Geld lieber im Wirtshaus. Zum Beispiel im Rice Fusion in der Frölichstraße – so ein schönes Lokal mit richtig leckerem Essen. Was ich auch sehr augsburgerisch und besonders finde, ist das Dichtl. Besonders in der Mittagspause bin ich dort gerne hin, denn die Fleischpflanzerlsemmel mit Kartoffelsalat, oder noch besser mit Pürree, ist einfach der Hammer. Und natürlich sind die extrem modernen Schokoladenengel und -christbäume total cool. Ein weiteres Lokal, in das ich gerne gegangen bin und wo ich Besuch aus Wien immer hingebracht habe, ist das Café Euringer. Es hat so ein besonderes Flair! Dort trifft man einfach faszinierende Leute, die keinen Zeitdruck zu haben scheinen.

Wenn ich einmal keine Abendveranstaltung hatte, bin ich nach Feierabend gerne einfach ausgegangen, wie zum Beispiel ins Herr Brand. Auch den City Club mag ich sehr gerne. Das City Club Café könnte man als abgeranzt bezeichnen oder einfach als einen gelebten Ort, was ich viel lieber mag als schicke Lokale. Und die Leute, die dort arbeiten, sind auch wirklich grundsympathisch. Aber leider hat auch der City Club Montagabend geschlossen, während das Jüdische Museum als eines der wenigen Museen montags immer auf hat.

Natürlich ist es auch eine Leidenschaft von mir ins Museum zu gehen. Auch wenn ich wahrscheinlich anders ins Museum gehe als andere Menschen, aber aus jeder Ausstellung lernt man. Und sei es auch nur zu sehen, wie man es nicht macht. Ein Museum, das ich in Augsburg beispielsweise sehr entspannend finde, ist das tim. Die machen wirklich gute Sachen und haben ein wunderschönes Haus. Auch mag ich den Direktor und das Nunó daneben sehr gerne. Und das Textilviertel ist ja eh super – denn Industriekultur ist auch Augsburg! Beim Gaswerk bin ich beispielsweise auch gespannt, wohin es sich entwickelt. Eigentlich ist das ein super Ort, auch mit dem Ofenhaus. Aber ich finde es etwas schade, dass direkt daneben ein großes Parkhaus gebaut wurde, anstatt zu überlegen, wie die Leute bequem mit den Öffentlichen hin und herkommen können. Das ist der Vorteil vom Textilviertel, dass man von der Innenstadt aus hingehen kann.

Natürlich dürfen bei meinen Lieblingsorten auch die unglaublich prächtige Synagoge in der Halderstraße und die wunderschöne Ehemalige Synagoge Kriegshaber in der Ulmer Straße nicht fehlen. Dort kann man sehr gut die dörfliche Struktur der ehemaligen Augsburger Vororte sehen.

Synagoge

Die wunderschöne Synagoge

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Bildnachweis

Café Euringer: Nina Hortig

Synagoge: Wolfgang B. Kleiner

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