Staatsgalerie Alte Meister

  • Maximilianstraße 46
    86150 Augsburg
    Montag: geschlossen Dienstag: 10:00 - 17:00 Uhr Mittwoch: 10:00 - 17:00 Uhr Donnerstag: 10:00 - 17:00 Uhr Freitag: 10:00 - 17:00 Uhr Samstag: 10:00 - 17:00 Uhr Sonntag: 10:00 - 17:00 Uhr

    Hier wird die Augsburger Geschichte lebendig

    Jahr für Jahr strömen viele hunderttausende Besucherinnen und Besucher in die Pinakotheken Münchens. Doch wissen die wenigsten, dass sich der hochkarätige Bestand dieser einzigartigen Sammlung weit über die Stadt hinaus erstreckt. Die Schätze der Pinakotheken können in den Staatsgalerien erkundet werden, die sich über ganz Bayern verteilen. Die Standorte dieser, die sich in alten Burgen, prächtigen Residenzen und Schlossanlagen finden, zeigen in ihren imposanten Mauern hochkarätige Werke. Die Staatsgalerien reflektieren die enorme Vielfalt der Sammlung. Die Augsburger Staatsgalerie der Alten Meister ist eine von ihnen. 

     

    Aus technischen Gründen ist die Staatsgalerie in der Katharinenkirche Augsburg derzeit leider geschlossen.

     

    Die Augsburger Staatsgalerie in der Katharinenkirche

    Die nach 1806 gegründete und 1835 in der Katharinenkirche eingerichtete Galerie ist die älteste Filialgalerie der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen. Sie umfasst Gemälde der Augsburger und schwäbischen Schule des Spätmittelalters und der Frührenaissance, der großen Zeit der Augsburger Malerei. Zahlreiche Werke sind darunter, die im Auftrag von Patrizierfamilien für Kirchen und Klöster der alten Reichsstadt geschaffen wurden, u. a. auch für das Katharinenkloster. Im Zentrum der Sammlung stehen Dürers Porträt von Jakob Fugger dem Reichen sowie die Bilderfolge der sieben römischen Basiliken von H. Holbein d. Ä., H. Burgkmair und dem Monogrammisten L. F.

    Ein wenig versteckt liegt die Staatsgalerie. Man muss in das Schaezlerpalais, Eingang Maximilianstraße, durch die lange Raumflucht der Barockgalerie, durch den atemberaubenden Festsaal (hier tanzte, man weiß es, 1770 die dem französischen König versprochene Marie Antoinette), um in die ehemalige Katharinenkirche zu gelangen. Eine Zeitreise rückwärts in die Jahre um 1500.

    Mit einiger Verspätung wurde die Kirche des aufgehobenen Katharinenklosters am 12. Oktober 1835 als Filialgalerie eingeweiht – unter dem Schmettern der Trompeten und mit dreimaligem Lebehoch auf das Königshaus. Bereits 1807 hatte König Max I. Joseph von Bayern das Gebäude zu diesem Zweck bestimmt, doch fehlte das Geld zur Umsetzung des guten Plans. Im Rathaus entstand derweil ab 1810 ein passables Provisorium, das so lange hielt, bis die Katharinenkirche ab 1833 endlich zur Galerie umgebaut werden konnte. Den Fußboden erhöhte man auf das Niveau der »Nonnenempore«, Zwischenwände schufen Hängefläche. Aus der Kirche der Dominikanerinnen entstand eine der stimmungsvollsten Zweiggalerien der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen. Man spürt die zeitliche und örtliche Nähe zwischen Bau, Bildern und Bestimmungsort. Besonders der letzte Raum weist noch den originalen Zierrat der 1517 eingeweihten Kirche auf: Es ist einer der frühesten Innenräume im Stil der Renaissance.

    Große Namen sind mit dem Konvent verbunden, die die Augsburger Geschichte lebendig werden lassen: Fugger, Welser, Riedler, Walther, Vetter, Rehlinger… Die wohlhabenden Patrizier und Kaufleute der Stadt vertrauten ihre Töchter gern dem Katharinenkloster an. Diese brachten nicht nur reichlich Mitgift, sondern auch den verfeinerten Kunstgeschmack einer weltgewandten urbanen Oberschicht mit.

    Das hohe Niveau der Augsburger Kunst um 1500, vergleichbar nur mit Köln oder Nürnberg, erklärt sich wesentlich aus den Ansprüchen einer verwöhnten Klientel; und so gehört das Katharinenkloster wohl zu den Klöstern der Stadt mit der prächtigsten Ausstattung. Hans Holbein der Ältere und Hans Burgkmair mussten es schon sein, als der Kapitelsaal des Klosters im Zuge des Neubaus ab 1499 mit Bildern auszugestalten war. Der so entstandene Bilderzyklus mit den sieben Haupt kirchen Roms – ein apartes Thema, das die ungeteilte schöpferische Kraft der Künstler erforderte – gehört zu den herausragenden Leistungen der deutschen Malerei dieser Zeit. Die spitzbogigen Tafeln bilden heute das Zentrum der Galerie, nur einige Meter von ihrem ursprünglichen Bestimmungsort entfernt. Ob diese Pracht den strengen Regeln eines Bettelordens widersprach? Kein Problem, würde ein Zeitgenosse antworten, denn die Gemälde waren ja nicht Eigentum Einzelner, sondern gehörten dem Kloster und dienten letztlich der höheren Ehre Gottes.

    Ein Altarbild

    Hans Burgkmair d.Ä., Allerheiligenaltar: Maria und Christus thronend, 1507
    169,8x129,8 cm Nadelholz

    Von Jakob Fugger über Conrad Peutinger bis hin zu Kaiser Maximilian – hier trifft man sie alle auf Augenhöhe

    Auch Holbeins Epitaphe für die Familie Walther oder die Dominikanerschwestern Vetter, seine Flügelgemälde für den Altar der Kirchenpatronin oder der farbensprühende Allerheiligenaltar von Hans Burgkmair stammen aus der Katharinenkirche, ebenso wie die etwas altertümlich wirkenden Gemälde von Thoman Burgkmair, dem Vater des Hans. Durch die Säkularisation fiel der klösterliche Gemäldebestand in öffentliches Eigentum – zunächst in das der Reichsstadt, dann des Königreichs Bayern. Die Filialgalerie bot die ideale Möglichkeit, die Kunstwerke an ihrem Ursprungsort zu belassen. Nicht weniger prächtig sind die Gemälde aus der nur wenige Schritte vom Katharinenkloster entfernten Dominikanerkirche Sankt Magdalena, die wie die Katharinenkirche vom Architekten Hans Hieber als zweischiffiger Bau entworfen worden war: Den »Rehlingeraltar« stattete die Werkstatt von Ulrich Apt 1517 mit zahlreichen Bildnissen der Stifterfamilie aus. Die monströsen Fantasiewesen, die auf diesem Retabel das Kreuz des bösen Schächers umschwirren, sind singulär in der Malerei der Zeit; sie finden ihre nächsten Verwandten allenfalls in Gemälden des Hieronymus Bosch.

    Leonhard Beck schuf um 1520 das Dreikönigsbild der Familie von Stetten; seine Werkstatt fertigte die Flügelgemälde, mit denen Jakob Fugger der Reiche das Marmorretabel in seiner Kapelle in der Dominikanerkirche verschließen ließ.

    Wir wissen viel über die Kunstwerke der Galerie, ihre Stifter, ihre Schöpfer und ihren nahegelegenen Bestimmungsort – dies ist neben der hohen Qualität ein weiteres Kennzeichen der Augsburger Malerei um 1500. Überreste der gewaltigen Flügelaltäre des späten Mittelalters und der frühen Renaissance sind dagegen nicht aus Augsburg erhalten. Vielleicht gab es sie gar nicht. Man prunkte offenbar nicht mit Größe, sondern mit Qualität, mit dem Realismus der Bildnisse, den außergewöhnlichen Bildthemen, der Kostbarkeit und Seltenheit der dargestellten Stoffe und Materialien sowie der Sorgfalt der Ausführung. Die im letzten Saal der Galerie ausgestellten Tafeln des Wettenhausener Altars von Martin Schaffner aus Ulm und jene des Christgartener Altars vom Nördlinger Hans Schäufelein führen die beeindruckenden liturgischen Ausstattungsgegenstände exem plarisch vor Augen.

    Bildnis Jakob Fugger

    Albrecht Dürer, Bildnis Jakob Fugger der Reiche, um 1520
    69,4 x 53 cm Tüchlein; Leinwandgewebe in Leinwandbindung

    Das Bild des Menschen der Jahrzehnte von 1490 bis etwa 1540 tritt uns in der Staatsgalerie nicht nur in Rollen- oder Stifterporträts gegenüber. In selbstständigen Bildnissen begegnen uns neben dem obersten Souverän und häufigen Gast der Reichsstadt, Kaiser Maximilian, auch der Augsburger Bischof und Erbauer des Hohen Schlosses in Füssen, Friedrich von Zollern, oder der Straßburger Prediger Johannes Geiler von Kaysersberg, kaiserlicher Kanzler und Freund des Bischofs. Christoph Amberger schuf als Meister seines Fachs mit den Porträts des Goldschmieds Thoman Peyrl, des Kürschners und Handelsmanns Wilhelm Merz, vor allem aber des Humanisten und Rechtsgelehrten Conrad Peutinger und seiner Frau eindrucksvolle Denkmäler von Bürgern und Gelehrten der Reichsstadt. Peutingers Tochter Felicitas lebte übrigens bis zu ihrem Austritt 1531 im Katharinenkloster. Das Bildnis des berühmtesten Sohnes der Stadt, Jakob Fuggers des Reichen, blieb dem berühmtesten Künstler des Landes vorbehalten – Albrecht Dürer aus Nürnberg.

    Bild- und Textnachweis

    Text: Martin Schawe, Bayerische Staatsgemäldesammlungen

    Bildnachweise: Bayerische Staatsgemäldesammlungen (Martin Fengel, Haydar Koyupinar)

    Staatsgalerie Alte Meister auf der Karte

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